Betreuungsstellen - Inlandsmaßnahmen

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Betreuungsstelle Wuppertal Wirkerstraße

Zielgruppe und Angebot
Die individualpädagogische Betreuungsstelle der Wirker Straße bietet 6 jungen Menschen Platz zur Verselbstständigung. Die Aufnahme erfolgt ab 16 Jahren. Das Angebot der Betreuungsstelle richtet sich an junge Menschen, welche ressourcenbedingte Anlagen gebildet haben, um die weitere Entwicklung der Verselbstständigung auszubauen und diese zu festigen.
Das Betreuungssetting berücksichtigt zusätzlich junge Menschen, welche eine hohe Anzahl an gescheiterten HzE-Maßnahmen, diverse Beziehungsabbrüche und eine lange Jugendhilfe Vita, mit sich bringen. Das Angebot soll Jugendliche im Sinne der Partizipation unter bestmöglich autonomen Bedingungen, den Einstieg in die Selbstständigkeit
generieren. Ziel ist es bereits gebildete Ressourcen zu intensivieren. Die Möglichkeit in der Verselbständigung dieses unter Beweis zu stellen und darin zu reifen, ist einer der Wege zum Gestalten des eigenen Werdegangs. Die Unterbringung kann bis ins frühe
Erwachsenenalter und bis zur Erreichung der größtmöglichen Selbstständigkeit erfolgen. Aufgrund der langjährigen Erfahrung gilt dieses Angebot auch für „Jugendliche mit Migrationshintergrund“, sowie „Unbegleitete minderjährige Ausländer“.

Leitbild
Wir betrachten die von uns begleiteten Jugendlichen im Sinne eines humanistischen Weltbildes als eigenständige Persönlichkeiten, die in ihrer bisherigen Biografie besondere Belastungen und Krisen erfahren haben. Unsere pädagogische Grundhaltung setzt sich aus Wertschätzung, Akzeptanz, Empathie und Kongruenz zusammen. Mit dieser Grundhaltung verwoben sind transparente Mitsprache- und Beteiligungsmöglichkeiten sowie Beteiligungsrechte unserer zu Betreuenden. Unsere Mitarbeiter sind angehalten, auf der Grundlage von Offenheit und Transparenz unserer pädagogischen Arbeit eine fortlaufende Verbesserung und Qualität zu entwickeln.

Standort
Im Herzen von Wuppertal Elberfeld im Stadtteil „Nordstadt“ dem größten zusammenhängenden Altbauviertel NRWs befinden sich die individualpädagogischen Wohngemeinschaften Wirkerstraße, ca. 10 min von der Innenstadt entfernt. Alle sozialen und kulturell relevanten Einrichtungen wie Schulen, Jugendhäuser und Sportvereine sind für die Jugendlichen bequem fußläufig oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Betreuungsstellenbeschreibung
Das ca. 1980 errichtete Mehrparteienhaus verfügt über drei baugleiche Wohnungen. Das Gebäude ist behindertengerecht und verfügt über einen Aufzug. Es befindet sich innerhalb des Mehrparteienhauses drei Wohnungen für insgesamt bis zu sechs Jugendliche. Im 2.OG des Hauses, befindet sich eine Wohnung in der zwei separate Zimmer, sowie ein Wohnzimmer, mit Zugang zum Balkon, Küche, Badezimmer und separatem WC für die gemeinschaftliche Nutzung verfügbar sind. Im 4.OG des Hauses befinden sich zwei weitere Wohnungen im baugleichen Schnitt, welche auch Raum für jeweils zwei Jugendliche bieten. Diese sind genau wie die Wohnung im 2.OG mit jeweils einem Privatraum, sowie der gleichen gemeinschaftlichen Räume, verfügbar. Bei der Gestaltung der eigenen Räume, wird auch hier Augenmerk auf die partizipative Entfaltung gelegt, sodass die Jugendlichen ihre Räume individuell gestalten und einrichten können.

Betreuer
Es betreuen 3 Fachkräfte im Tagdienst und 2 Mitarbeiter im Nachtdienst die Verselbständigung, um die jungen Menschen anzuleiten und zu unterstützen. Die Pädagogen stehen für Rückfragen und Hilfestellungen wie Behördengängen oder anderen relevanten Themen und Aufgaben, stets im Austausch und direkten Kontakt zu den jungen Menschen. Die Verfügbarkeit wird so generiert, dass über einen Teamleiter organsiert, immer ein Betreuer, unabhängig von der Tageszeit greifbar ist und je nach Bedürfnis oder Anliegen agieren kann.
Alle Mitarbeiter verzeichnen das Engagement, sich durch die immer fortlaufende Entwicklung der Fallgestaltungen, bedarfsorientiert von internen oder externen Schulungen weiterbilden zu lassen und so durch die ständige Qualitätsverbesserung innerhalb der pädagogischen Arbeit profitieren zu können.

Ausschlusskriterien

  • Bei akut ersichtlicher Suchtproblematik ist eine Bereitschaft zur Anbindung eines Entzuges bzw. einer Drogentherapie zwingend erforderlich.
  • Bei einer Infektionskrankheit wäre die Behandlung vor Aufnahme zwingend erforderlich, um mögliche Ansteckungen auszuschließen.
  • Bei einer akuten Suchtproblematik ist ein Entzug mit anschließender therapeutischer Anbindung unabdingbar.
  • Wenn eine Vita einen sexuellen Übergriff aufweist, bietet hier der Kontext des Gruppensystems keine Aufnahmemöglichkeit.

Ziele / pädagogischer Ansatz
Die Arbeit ist lösungsorientiert geprägt und berücksichtigt bereits gebildete Ressourcen des Jugendlichen.
Die pädagogische Zielsetzung besteht darin jungen Menschen aus schwierigen Lebensumständen zu einer selbstbestimmten Lebensbewältigung zu verhelfen. Neben der notwendigen schulischen und beruflichen Bildung sehen wir die Entwicklung von sozialen Kompetenzen und ggf. die therapeutische Aufarbeitung individueller Problemstellungen als unerlässlich an. Eine enge Zusammenarbeit mit Eltern, Schule, Therapeuten und anderen Kooperationspartnern wird angestrebt.
Die Planung des Betreuungsrahmens und -prozesses richtet sich nach dem Ressourcenstatus des jungen Menschen und nach den Maßgaben des Allparteiengespräches sowie dessen Fortschreibung. Der Jugendliche soll befähigt werden, folgende Ressourcen sein Eigen zu nennen:

  • Stärkung des Selbstbewusstseins und Aufbau eines positiven, realistischen Selbstwertgefühls
  • Ausbau sozialer Kompetenzen
  • Erlernen von lebenspraktischen Fähigkeiten, insbesondere bürokratischen Abwicklungen (Behördengängen, Bankangelegenheiten, etc.)
  • Bewusster Umgang pekuniären Angelegenheiten, sowie das Wirtschaften des eigenen Budgets
  • Entwicklung von Moral und Wertebewusstsein
  • Bewusster Umgang in Konfliktsituationen, gestärkte Resilienz
  • Förderung der sprachlichen, kognitiven, motorischen, emotionalen Fähigkeiten
  • Regelmäßige Schulbesuche sowie zukunftsperspektivische Ambitionen
  • Sprachkurse
  • Gezielte Freizeit- und Feriengestaltung
  • Integration

Die jungen Menschen erhalten praktische und pädagogische Anleitung zur Einübung von Versorgung und Verselbständigung im Alltag. Im Blickpunkt der Förderung steht die Entwicklung sozialer Kompetenz und die berufliche Integration.
Wir beobachten, begleiten, unterstützen die zu Betreuenden und motivieren sie zur aktiven Teilnahme an der Gestaltung hin zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit. Die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit differenzierten Gewohnheiten, Meinungen, Werten, Prägungen und Glaubensrichtungen bilden die Basis für eine Befähigung zu eigenständiger und verantwortlicher Lebensführung.

Zur Aufnahme von „Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ sowie „Unbegleiteter, minderjähriger Ausländer“
Bei der Betreuung der Jugendlichen setzen wir eine enge Zusammenarbeit mit Jugendamt und Vormund voraus. Hier partizipieren wir von bereits bestehenden Netzwerken.
Unserem Leitbild folgend wird bei den Jugendlichen eine Bewahrung ihrer kulturellen Identität angestrebt. Ein besonderes Augenmerk gilt der sprachlichen Entwicklung und der möglichst schnellen schulischen Anbindung. Hier sind wir bereits im engen Kontakt, z.B. mit dem ansässigen Internationalen Bund, der sich unweit von der Einrichtung entfernt befindet und Sprachkurse anbietet. Zusätzlich wird wöchentlich nach Bedarf im Hause Nachhilfe angeboten.
Des Weiteren gilt es, gesundheitlichen Defiziten körperlicher sowie seelischer Art gerecht zu werden.
Eine Integration der Jugendlichen durch Schulbesuch, Unterbringungen in Sportvereinen in Wuppertal wird von den Betreuern schnellstmöglich angestrebt. Ziel ist es auch, individuelle Unterstützung bei möglichen Ausbildungen oder Jobs zu gewährleisten. Hier werden auch Vorstellungen bei der Agentur für Arbeit in regelmäßigen Abständen geplant.
Die Schulferien bieten Zeit für diverse Praktika, um die Berufswahl zu präzisieren und herauszuarbeiten, welche Stärken und Interessen individuell vorhanden sind.
Nach unseren Erfahrungen partizipieren die Jugendlichen im hohen Maße voneinander in den Bereichen kultureller Wertschätzung, Spracherwerb, Umgang mit verschiedensten Weltanschauungen, der Entwicklung sozialer Kompetenzen, etc. Durch die beschriebene Anbindung des Systems und dem Generieren der Möglichkeiten für eine bestmögliche Integration, ist es auch Aufgabe der Pädagogen den „unbegleiteten Minderjährigen Ausländern“, Raum für ihre persönliche Entfaltung zu geben. Die Pädagogen unterstützen hier insbesondere um den teils traumatisierten Jugendlichen, die Chance aufzuzeigen in
einem geschützten Rahmen ihre persönliche Entwicklung zu fördern. Hier wird auch nochmal die Vielseitigkeit der Möglichkeiten und die kulturelle Veränderung transparent gemacht, sodass bestmöglich ein Einstieg in eine andere Gesellschaft gegeben ist.

Partizipation
Eine wichtiger Bestandteil der pädagogischen Arbeit, ist die partizipative Kompetenz zu fördern. Das Herausarbeiten der eigenen persönlichen Ideen und Entdecken der Eigengestaltung. Die Entscheidungskompetenz, welche das eigene Leben betreffen, ist wirksam für den Reifeprozess und die Stellung für sich selbst und innerhalb der Gesellschaft. Das Erlangen und Erkennen der partizipativen Denke, sollte im Eigenen bewusst konditioniert sein und dennoch konform mit der gesellschaftlichen Ideologie werden. So ist es anzustreben das dieses Prinzip koexistiert, im Sinne von individueller Gestaltung, als auch in und mit der Gesellschaft passend agierend, sodass gleichermaßen Wichtigkeit impliziert ist. Dieses Gestaltungsprinzip der eigenen Vorstellung, knüpft an die individualpädagogische Arbeit an, die hier nah und mit den jungen Menschen praktiziert wird. Das Mitgestalten des eigenen Werdegangs und das Filtern des persönlichen und gesellschaftlichen Werterahmens und die Verknüpfung dessen, ist besonders in der Verselbstständigung ein zentrales Thema.

Elternarbeit
Eine Zusammenarbeit mit der jeweiligen Herkunftsfamilie wird angestrebt, vorausgesetzt, dieses ist von allen Parteien gewünscht und möglich. Wir bemühen uns bestehende Differenzen zwischen dem Jugendlichen und seinen Eltern abzubauen. Die Eltern werden über die Entwicklung ihres Kindes in regelmäßigen Abständen informiert. Wir versuchen Besuchskontakte wieder aufleben zu lassen, oder bereits bestehende Besuchskontakte auszuweiten. Eine regelmäßige Absprache vor sowie nach dem Besuchskontakt findet statt. Im Umgang des Jugendlichen mit seinen Eltern und der Eltern mit ihrem Kind werden gemeinsam Verhaltensregeln festgelegt, die beispielsweise in Konfliktsituationen von beiden Seiten angewendet werden können. Eine Fortführung der pädagogischen Arbeit mit dem Jugendlichen versuchen wir den Eltern zu vermitteln. Bei einem Aufenthalt über einen längeren Zeitraum (z.B. Schulferien) wird regelmäßig um Rückmeldung des Jugendlichen, sowie deren Eltern gebeten.
Wir informieren die Eltern über die von uns mit dem Jugendamt angedachten Erziehungspläne sowie über die nächsten Entwicklungsschritte, die als Ziele im Hilfeplan verankert werden könnten.
Es wird über das Partizipations- und Beschwerderecht des Kindes informiert.
Da der Kontakt zu den Eltern bei „unbegleiteten jugendlichen Ausländern“, sich meist auf das telefonische Medium beschränkt, wird hier besonders pädagogisch sensibilisiert gearbeitet. Es nicht auszuschließen, dass eine Art Unmut auftritt, welche durch den regelmäßigen Besuchskontakt anderer Jugendlicher deren Herkunftsfamilien lokal verfügbar sind, entsteht. So wird hier durch das Wissen das die kulturellen und anderen Gepflogenheiten des neuen Heimatlandes perse Schwierigkeiten birgen, nochmals sehr nah an der hiesigen Situation angeknüpft und diese Jugendlichen abgeholt.

Qualitätssicherung
Der Koordinator des Trägers übernimmt die koordinativen Aufgaben der Betreuungsstelle Wirkerstraße, wie z.B. Leitung der Teamsitzung, Einzelgespräche mit Mitarbeitern, Einzelgespräche mit Jugendlichen, HPG Teilnahme und die Anbahnung bei Neuaufnahmen bei den Jugendämtern.
Der Koordinator hält regelmäßigen Kontakt zum Helfersystem (Jugendamt, Vormund, Eltern, Lehrer, etc.).
Die Qualität der Betreuung ist durch, in der Regel 14-tägige Besuche, des Koordinators, halbjährlich stattfindende Hilfeplangespräche, der kontinuierlichen Erstellung von Dokumentationen bzw. Erstellung und Überprüfung eines Erziehungsplans gewährleistet. Im Hilfeplangespräch mit dem belegenden Jugendamt und dem jungen Menschen, werden die pädagogischen Ziele gemeinsam besprochen, vom Jugendamt verantwortlich im HPG Protokoll festgelegt und von den Betreuern der Einrichtung umgesetzt. Zudem finden regelmäßige Einzelgespräche des Koordinators mit den zu Betreuenden statt.
Zeigt der Jugendliche Schwierigkeiten in der Lebensbewältigung, so initiiert der Koordinator oder die Leitung, gegebenenfalls ein Fachgespräch mit dem Jugendamt.
Des Weiteren kann der Koordinator in Form einer Fallanalyse des Jugendlichen, bei unterschiedlichen pädagogischen Ansichten im Team, zur weiteren Vorgehensweise zum Wohle des Jugendlichen unterstützen.
Die Leitung der Betreuungsstelle dokumentiert die Vorgänge und die pädagogische Arbeit mit den zu Betreuenden zusätzlich, in Form von Monatsberichten. Zusätzliche Fort- und Weiterbildung werden seitens des Trägers zur Qualitätssteigerung angeboten. Das Team wird durch eine Supervision begleitet.

Stand Dezember 2024