Betreuungsstellen - Inlandsmaßnahmen

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Individualpädagogische Betreuungsstelle „Kraftwerk“ Wuppertal

Das Angebot
Das Angebot richtet sich an 6 männliche Jugendliche ab 16 Jahren, die nicht mehr in ihrer Herkunftsfamilie leben können und eines dauerhaften Bezugsrahmens bedürfen. In Einzelfällen gilt dieses Angebot auch für jüngere Jugendliche, wenn die Fallgestaltung erkennen lässt, dass dieses Setting den Anforderungen des jungen Menschen entspricht. Eine hohe Anzahl an gescheiterten HzE Maßnahmen, diverse Beziehungsabbrüche und eine lange Jugendhilfe-Vita prägen die Lebensläufe der Zielgruppe. Die Unterbringung kann bis ins frühe Erwachsenenalter und bis zur Erreichung der größtmöglichen Selbstständigkeit erfolgen.

Aufnahmen erfolgen nach §34 SGB VIII, auch in Verbindung mit §41 SGB VIII und nach Einzelbegutachtung der Fallanfrage auch in Verbindung mit §35a SGB VIII.

Grundsätzlich setzt die Aufnahme einen Antrag auf Hilfe zur Erziehung durch die Personensorgeberechtigten und eine Hilfeplanung nach §36 SGB VIII voraus.
Die Anwendung des § 72a SGB VIII ist obligatorisch.

Ausschlusskriterien
Jugendliche, deren Vita ein hohes Aggressionspotenzial erkennen lassen, die pädagogisch nicht zu erreichen sind und aufgrund von ausgeprägten Bindungsstörungen im angebotenen Kleingruppensetting nicht erreichbar erscheinen, können ebenso wenig aufgenommen werden wie junge Menschen mit nachweisbarer sexueller Übergriffigkeit im Kontext zum Betreuungsangebot.

Bei erkennbarem Drogenkonsum an der Grenze zum pathologischen, ist möglicherweise ein qualifizierter Entzug und folgend die ausdrückliche Bereitschaft zu einer Drogentherapie zwingend Aufnahmevoraussetzung.

Der Stadort
Die Straße „Am Kraftwerk“ liegt im Stadtteil Wuppertal Ronsdorf. Mit knapp 22tsd. Einwohnern, auf den Südhöhen Wuppertals beheimatet und ohne direkte Anbindung an weitere Wuppertaler Stadtbezirke, ist Ronsdorf ein eher beschaulicher Teil des Wuppertaler Stadtgebietes.
Nichtsdestotrotz genießt Ronsdorf die Vorteile einer Großstadt. Alle möglichen Schulformen, die medizinische Versorgung, ausreichend Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten und ein großstädtisch verfügbarer ÖPNV sind obligatorisch.

Die Betreuungsstelle
Das Gebäude in der Straße „Am Kraftwerk 5“ ist von QuoVadis Jugendhilfeprojekt GmbH angemietet und nach Kernsanierung im Jahr 2022 erstbezogen.
Das alleinstehende Haus bietet auf 3 Etagen Platz für 6 Jugendliche in freundlichen und tageslichtdurchfluteten Einzelzimmern, die neben einer ansprechenden Standartausstattung individuell gestaltet werden können. Die Jugendlichen sind ausdrücklich aufgefordert, mit Unterstützung der Betreuer, die Zimmer zu ihrem Wohlfühlbereich zu machen.
Dreh- und Angelpunkt des pädagogischen und auch des zwischenmenschlichen Lebens bildet das Erdgeschoss. Neben einem Betreuerzimmer, einem Badezimmer und dem Büro befindet sich hier vor allem die große Gemeinschaftsküche mit dem ebenso großzügigen Essbereich als Mittelpunkt des pädagogischen und sozialen Lebens.
Auf der ersten und zweiten Etage, welche reine Wohnetagen sind, befinden sich jeweils drei Zimmer für die jungen Menschen.
Jede Etage verfügt über ein modernes Badezimmer mit Dusche.

Die Betreuer
Dem leitenden Pädagogen der Betreuungsstelle, der nur im Bedarfsfall (krankheitsbedingte Ausfälle, Schulungen usw.) in den Arbeitsbetrieb eingebunden ist, stehen erfahrene, pädagogisch qualifizierte Mitarbeiter:innen, die zudem über eine, der Zielgruppe gerecht werdenden persönlichen Eignung verfügen, den uns anvertrauten jungen Menschen zur Verfügung.
Die Aufgaben des leitenden Pädagogen, in Absprache mit der Koordination, umfasst insbesondere:

  • die Verantwortung in Absprache für die Umsetzung der Hilfepläne und Umsetzung des pädagogischen Angebots,
  • die Steuerung der Betreuer:innen,
  • die Erstellung der Dienstpläne,
  • die monatlichen Falldokumentationen,
  • die Umsetzung der Elternarbeit,
  • die notwendige Kommunikation mit allen, am jeweiligen Hilfeprozess beteiligten Personen.

Unser Leitbild
Wir betrachten die von uns begleiteten Jugendlichen im Sinne eines humanistischen Weltbildes als eigenständige Persönlichkeiten, die in ihrer bisherigen Biografie besondere Belastungen und Krisen erfahren haben. Unsere pädagogische Grundhaltung setzt sich aus Wertschätzung, Akzeptanz, Empathie und Kongruenz zusammen. Mit dieser Grundhaltung verwoben sind transparente Mitsprache- und Beteiligungsmöglichkeiten sowie Beteiligungsrechte der Jugendlichen. Unsere Mitarbeiter:innen sind angehalten, auf der Grundlage von Offenheit und Transparenz unserer pädagogischen Arbeit eine fortlaufende Verbesserung und Qualität zu entwickeln.

Unsere Ziele und pädagogischen Ansätze
Unsere Arbeit ist lösungsorientiert geprägt und berücksichtigt bereits gebildete Ressourcen des Jugendlichen.
Unsere pädagogische Zielsetzung besteht darin, jungen Menschen aus schwierigen Lebensumständen zu einer selbstbestimmten Lebensbewältigung zu verhelfen. Neben der notwendigen schulischen und beruflichen Bildung sehen wir die Entwicklung von sozialen Kompetenzen und ggf. die therapeutische Aufarbeitung individueller Problemstellungen als unerlässlich an. Eine enge Zusammenarbeit mit Eltern, Schule, Therapeuten und anderen Kooperationspartnern wird von unserer Seite angestrebt.
Die Planung des Betreuungsrahmens und -prozesses richtet sich nach dem Ressourcenstatus des jungen Menschen und nach den Maßgaben des Hilfsplangespräche sowie dessen Fortschreibung. Wir möchten den Jugendlichen befähigen, folgende Ressourcen sein Eigen zu nennen:

  • Stärkung des Selbstbewusstseins und Aufbau eines positiven, realistischen Selbstwertgefühls
  • Aufbau sozialer Kompetenzen
  • Erlernen von lebenspraktischen Fähigkeiten
  • Entwicklung von Moral und Bewusstsein für Werte
  • Umgang mit Konflikten, Frustration und Schwierigkeiten erlernen
  • Förderung der sprachlichen, kognitiven, motorischen, emotionalen und künstlerischen Fähigkeiten
  • Regelmäßige Schulbesuche, Ausbildung
  • Gezielte Freizeit- und Feriengestaltung
  • Verselbständigungen

Die jungen Menschen erhalten praktische und pädagogische Anleitung zur Einübung von Versorgung und Verselbständigung im Alltag.
Im Blickpunkt der Förderung steht die Entwicklung sozialer Kompetenz und die schulische- und berufliche Integration.
Wir beobachten, begleiten, unterstützen die zu Betreuenden und motivieren sie zur aktiven Teilnahme an der Gestaltung hin zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit. Die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit differenzierten Gewohnheiten, Meinungen, Werten, Prägungen und Glaubensrichtungen bilden die Basis für eine Befähigung zu eigenständiger und verantwortlicher Lebensführung.

Partizipation und Ressourcenorientierung
Individualpädagogik orientiert sich an die Lebenswelt der Klient:innen und an den Prinzipien der Freiwilligkeit sowie Zusammenarbeit aller Beteiligten im Hilfeprozess. Daher spielt die Partizipation von Jugendlichen eine wichtige Rolle im Betreuungsprozess und wird aktiv gefördert und unterstützt. Freizeitgestaltung, Ferienplanung, Elternbesuche etc. werden mit den Jugendlichen zusammen geplant, gemeinsame Mahlzeiten werden in Absprache mit den Betreuern organisiert und sind pädagogischer Bestandteil des Miteinanders. Alle notwendigen Regeln des Zusammenlebens werden gemeinsam erarbeitet und gestaltet. Die Jugendlichen sollen die Betreuung und Lebenswelt mitgestalten und mitbestimmt erfahren.
Auch die Äußerung von Kritik ist jederzeit möglich. In einem Interaktionsprozess zwischen den Betreuern und Jugendlichen wird dabei nach möglichen Kompromissen und Lösungen gesucht.
Ressourcenorientierung ist heute ein signifikanter Bestandteil des professionellen Selbstverständnisses der sozialen Arbeit. Dabei stehen die Stärken und Fähigkeiten des Jugendlichen, die bei dem Hilfeplanverfahren einbezogen werden, im Vordergrund. Das Fokussieren auf die vorhandenen Ressourcen des Jugendlichen trägt zur Bewältigung von belastenden Alltagsanforderungen, Identitätsbildung sowie Stärkung von Resilienz bei.
Aufbau einer vertrauensvollen und helfenden Beziehung zwischen Betreuern und dem Jugendlichen an einem sicheren Ort ist der Grundstein eines erfolgreichen Hilfeprozesses. In dem stabilen Betreuungssetting wird zusammen mit dem Jugendlichen, ein seiner spezifischen Situation gerechtes Betreuungsangebot gestaltet.

Elternarbeit
Eine Zusammenarbeit mit der jeweiligen Herkunftsfamilie wird angestrebt, vorausgesetzt, dieses ist von allen Parteien gewünscht, und möglich. Es wird versucht, bestehende Differenzen zwischen dem Jugendlichen und seinen Eltern abzubauen. Die Eltern werden über die Entwicklung ihres Kindes in regelmäßigen Abständen informiert. Das Aufleben von Besuchskontakten und Ausweitung der bestehenden Kommunikation gehört ebenfalls zu der Elternarbeit der Betreuungsstelle.
Ein weiterer Bestandteil der Elternarbeit ist die Organisation und Aufarbeitung der Besuchskontakte. Im Umgang des Jugendlichen mit seinen Eltern, sowie der Eltern mit ihrem Kind, werden in Absprache mit allen Beteiligten Verhaltensregeln festgelegt, die beispielsweise in Konfliktsituationen von beiden Seiten angewendet werden können. Bei einem Aufenthalt über einen längeren Zeitraum (z.B. Schulferien) wird regelmäßig um Rückmeldung des Jugendlichen sowie deren Eltern gebeten.
Über Partizipations- und Beschwerderecht des Jugendlichen werden die Eltern informiert.

Qualitätssicherung
Der Koordination des Trägers obliegt die Dienst- und Fachaufsicht. Diese übernimmt die koordinativen Aufgaben der Betreuungsstelle „Am Kraftwerk“, wie z.B. Teilnahme an Teamsitzungen (fakultativ), Einzelgespräche mit Mitarbeitern, Einzelgespräche mit Jugendlichen, HPG-Teilnahme sowie die Anbahnung bei Neuaufnahmen bei den Jugendämtern, usw.
Die Koordination des Trägers und die Leitung der Betreuungsstelle halten regelmäßigen Kontakt zum Helfersystem (Jugendamt, Vormund, Eltern, Lehrer, etc.).
Die Qualität der Betreuung ist durch, in der Regel 14-tägige Besuche der Koordination, wöchentliche Teamsitzungen, halbjährlich stattfindende Hilfeplangespräche, der kontinuierlichen Erstellung von Dokumentationen bzw. Erstellung und Überprüfung eines Erziehungsplans gewährleistet. Der Hilfeplan wird gemeinsam mit dem Jugendlichen und Jugendamt entwickelt und in regelmäßigen Abständen mit ihm und dem Jugendamt besprochen. Des Weiteren finden regelmäßige Einzelgespräche des Koordinators mit den zu Betreuenden statt. Zeigt der Jugendliche Schwierigkeiten in der Lebensbewältigung, so initiiert die Koordination oder die Leitung gegebenenfalls ein Fachgespräch mit dem Jugendamt.
Des Weiteren kann die Koordination in Form einer Fallanalyse des Jugendlichen, bei unterschiedlichen pädagogischen Ansichten im Team, zur weiteren Vorgehensweise zum Wohle des Jugendlichen unterstützen.
Die Pädagogen der Betreuungsstelle dokumentieren die Vorgänge und die pädagogische Arbeit mit den zu Betreuenden zusätzlich durch Monatsberichte an die Koordination des Trägers.

Bei Anzeichen für potenzielle Kindeswohlgefährdung sowohl innerhalb der Betreuungsstelle, aber auch an anderen „Orten“ an dem sich unsere zu Betreuenden aufhalten, sind die Fachkräfte aufgefordert, sich umgehend an die ltd. Pädagogen der Betreuungsstelle, die Koordination, bzw. die Einrichtungsleitung des Trägers zu wenden. Diese wird offen und transparent den 8a-Beauftragten hinzuziehen. Die weitere Kommunikation zu Kostenträgern /Personenberechtigten erfolgt über die Koordination, bzw. die Einrichtungsleitung der und des 8a-Beauftragten bzw. unter Absprache mit diesen.
Zusätzliche Fort- und Weiterbildung werden seitens QuoVadis Jugendhilfeprojekt zur Qualitätssteigerung angeboten. Der QuoVadis-Fortbildungskatalog kann gerne auf Anfrage an die öffentlichen Bedarfsträger/ Jugendämter ausgereicht werden.

Anbahnung und zentrales Anfragenmanagement (ZAM)
Das zentrale Anfragenmanagement des Trägers QuoVadis sichtet Anfragen der öffentlichen Bedarfsträger/Jugendämter hinsichtlich freier Plätze und trifft eine Vorauswahl, folgend den Kriterien der jeweiligen Standortprofile.
Leitet das ZAM eine Anfrage eines Jugendamtes über die Koordination an die Betreuungsstelle weiter, vereinbart die Koordination in Zusammenarbeit mit den ltd. Pädagogen der Betreuungsstelle, mit dem jeweiligen Jugendamt und Jugendlichen einen „Kennenlerntermin“.
Dabei werden die Beteiligten über die Abläufe in der Betreuungsstelle, Belegungen (allgemein) informiert, es wird ein Einblick in das Regelwerk der Betreuungsstelle ermöglicht, außerdem werden die Beteiligten nach ihren Vorstellungen und Wünschen gefragt.

Beschwerdemanagement
Der zu Betreuende kann sich beschweren, kennt die Möglichkeiten und Wege und wird im Prozess der Beschwerde begleitet. Ihm werden alle relevanten Kontaktdaten zur Verfügung gestellt, wie die Telefonnummer der Koordination. Der freie Zugang zu Telefon und Internet wird gewährt und alleiniges Vortragen der Beschwerde wird ermöglicht. Die Eltern/ Vormund werden umgehend über die Beschwerde in Kenntnis gesetzt.
Die Betreuer ihrerseits befinden sich durch die wöchentlich gemeinsam stattfindende Teamsitzung jederzeit auf dem aktuellen Stand bezgl. Lebensbewältigung des zu Betreuenden, Probleme und Spannungen im „Betreuungsverlauf“ innerhalb sowie außerhalb der Betreuungsstelle. Bei „Spannungen“ zwischen Betreuer und Jugendlichen/ jungen Erwachsenen kann der Koordinator gegebenenfalls ein „Klärungsgespräch“ moderieren.

An dieser Stelle verweisen wir auf die Trägerkonzeption und das Schutzkonzept, welche wir Ihnen gerne auf Anfrage zur Verfügung stellen.

Stand Dezember 2023